Die Döbener Kirche, eine Chorturmkirche, ist auf Grund ihrer exponierten Lage ein sehr markanter Punkt in der Landschaft. Ganz gleich von welcher Seite man sich Döben nähert, als erstes sieht man sie. Einen Stundenvergleich bietet die Sonnenuhr an ihrer Südseite mit der Ermahnung "una ultima" - "Eine wird die letzte sein!"
Wer von Süden her das Kirchenschiff betritt, befindet sich im vermutlich ältesten Teil der Kirche, die in verschiedenen Bauphasen errichtet wurde: An eine Marienkapelle wurde um 1200 das Kirchenschiff angebaut und um 1300 ein gotischer Turm aufgesetzt.
Zwischen Chor und Langhaus ist noch ein romanischer Giebelansatz zu sehen. Aus dieser Zeit, dem 12./13. Jahrhundert, stammen der Triumphbogen, die Verbindung zwischen Kirchenschiff und Chorraum, ein gewaltiger Taufstein und die Grabplatte des vermutlich ersten Burggrafen Conrad von Döben. Die Gebrüder von Maltitz errichteten 1507 die mit einem Netzgewölbe überdachte Apsis.
Der Ausbau der Kirche in ihrer heutigen Gestalt erfolgte 1693 bis 1700: der Turm erhielt eine Kupferhaube, das Kirchenschiff wurde verlängert und die eingebaute Holzdecke mit vier Rund- sowie einem Sechseckbild bemalt und mit den folgenden Sprüchen versehen:
Anbetung der Hirten - "So ist das Heil entsprungen"
Die Kreuzigung - "So hat's für uns gerungen"
Die Auferstehung - "Der Streit ist ihm gelungen - Er hat den Feind bezwungen."
Die Auffahrt zum Himmel- "Drauf sich empör geschwungen"
Das jüngste Gericht - " Wird richten alle Zungen"
Der Altar
Der geschnitzte Hochaltar mit einer Breite von zwei Metern und einer Höhe von fünf Metern zählt zu den großen Leistungen der späten Renaissance in Sachsen. Nach neueren Erkenntnissen wird er dem Freiberger Meister Franz Dittrich d. Ä. zugeschrieben, der an der Begräbniskapelle des Freiberger Doms für den Kurfürsten Moritz mitgearbeitet hat.
Die Predella
Die geschnitzte Predella zeigt Christus in Gethsemane, rechts das Abendmahl, links den Spruch:
ANNO DOMINI 1594 DEN 3.JANUARII NACH 10
UHR VORMITTAGE IST DER EDLE EHRENWERTESTE
UND GESTRENGE ERNST VON SCHÖNFELD AUF
DÖBEN IN GOTTSELIGEN ENTSCHLAFEN UND DEN
7. DES MONATS IN DIESER KIRCHE BEGRABEN
SEINES ALTERS 58 JAHR DEM GOTT GNADE
Darüber in mit Blättern verziertem Rahmen die Kreuzigung und Grablegung Christi in bemalter Schnitzerei sowie die Familie des Ernst von Schönfeld (er in voller Rüstung dargestellt), die Gattin, vier Mädchen, zwei Knaben und drei verstorbene Kinder. Je zwei korinthische Säulen tragen die Verdachung, in der Mitte der auferstehende, am Giebel der auffahrende
Christus, daneben Engel und Tugendgestalten. Eine zweite, ältere, bemalte Predella ist unter diesem Altar angebracht. Sie zeigt in der Mitte die anbetenden Hirten, rechts eine Landschaft und links einen predigenden Geistlichen.
Die Patronatsloge wurde 1675 auf der alten Sakristei aus dem 13. Jahrhundert errichtet. Im Fenster der 1813 angebauten neuen Sakristei finden wir die Bilder von Luther und Melanchton. 1892 erfolgte der Einbau einer Heizung, mit den Zugang durch die alte Sakristei.
Alter Taufstein - romanisch, gehauen aus einem Findling. Am oberen Rand ist als einzige Verzierung ein gewölbter Bord aus dem Stein geschlagen. Er stand lange Zeit im Garten des Pfarrhauses, heute hat er seinen Platz wieder in der Kirche und wird zu Taufen benutzt.
Neuer Taufstein - im Mittelgang des Kirchenschiffes, um 1700, aus Sandstein in Becherform mit hohem Holzdeckel, darauf eine Flamme, die an den heiligen Geist erinnern soll.
Die Kanzel - aus Holz gefertigt, entstanden im 17. Jahrhundert, eingebaut sicherlich bei den Arbeiten 1693-1700. Der Künstler ist unbekannt. Sie ruht auf einer lebensgroßen Figur des Moses. In der Rechten hält er die
Gesetzestafeln, die Linke mahnend erhoben. Auf die Treppenbrüstung gemalt: Matthias, Judas, Jacobus major, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Jacobus minor und Simon. Auf der Kanzelbrüstung geschnitzt die vier Evangelisten.
Der Schalldeckel - Engel mit Marterwerkzeugen und der Salvador (Erlöser), eine Arbeit aus dem 17. Jahrhundert.
Die Glocken
Bei der Renovierung 1911 wurden die Glocken aus dem 15. Jahrhundert durch drei neue bronzene Glocken ersetzt. Zwei der drei Glocken wurden im 2.Weltkrieg eingeschmolzen, die dritte nach dem Krieg gegen drei Stahlglocken ausgetauscht.
Die Orgel
Die erste Orgel wurde während der Erneuerungen zwischen 1693 und 1700 eingebaut. 1859 kam die vom Orgelbauer Schmeißer aus Rochlitz gebaute Orgel in die Kirche, 1910/11 wurde sie erneuert und restauriert. Sie ist zurzeit sehr überholungsbedürftig.
Das Kruzifix
Im Kirchenschiff neben der Kanzel befindet sich die lebensgroße Darstellung des gekreuzigten Jesus aus Holz, farbig bemalt, aus dem 16. Jahrhundert, auf dem Kopf eine Echthaarperücke.
Denkmale in Chorraum und Apsis:
- Burggraf Conrad von Döben, linke Hand am Schwert, rechte an einer Kreuzstange, um 1200
- Dorothea von Schönfeld, gest. 1602, Kindergrabplatte, ein Engel führt ein Mädchen,
- Ernst von Arras, gest. 1605, in voller Plattenrüstung, knieend in Lebensgröße, vor ihm sein Helm, zur Seite vier Wappen,
- Wolf von Schönfeld, gest. 1633, lebensgroße Figur in einer Tracht der Zeit des dreißigjährigen Krieges, rechte Hand in die Seite gestemmt, linke am Schwert
Bei der Renovierung 1910/11 wurden die Emporen aus dem 17. Jahrhundert, im Kirchenschiff bemalt, und an der Patronatsloge fünf Bilder angebracht.
- Sie zeigen Jesus in den letzten Stunden in Freiheit.
- Jesus im Kreis seiner Jünger beim Abendmahl
- Jesus wäscht Paulus die Füße
- Jesus betet im Garten Gethsemane
- Verrat und Verhaftung Jesus
- Jesus gibt sich zu erkennen
Quellenangaben:
Anna Scheifler: Jahresarbeit im Leistungskurs Geschichte Grimma, 1999
Cornelius Gurlitt: Bau- und Kunstdenkmäler Heft 19, Dresden 1897
Heinz Mädebach: Die Kirche zu Döben, Leipzig 1936/37
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Die Kirche zu Döben im Muldentalkreis - Flyer Dateigröße: 520 kB |
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Spenden erbeten unter dem Stichwort "Erhalt der Kirche Döben" an: Kirchenkasse Döben, Kontonummer: 10 100 28 223, Bankleitzahl 86 05 02 00 bei der Sparkasse Muldental
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